Teckelzucht - zum Fundsteinhof
 


 
 

Thema des Monats

Hier unter “Thema des Monats” möchten wir Ihnen jeden Monat über ein X beliebiges Thema Informieren.
Vielleicht haben Sie Spaß daran.

Der Weg zur liebevollen Gemeinschaft

Kinder profitieren von Hunden, aber Hunde von Kindern auch!
Damit das Zusammenleben harmonisch verläuft, müssen Eltern jedoch einiges beachten. Eine ermutigende Betrachtung von Dr. Margrit Miekeley.

Seit langem weiß man: Wenn Kindern der Umgang mit Tieren fehlt, sind sie im Hinblick auf ihren Erlebnis- und Erfahrungsreichtum mit Lebewesen benachteiligt.
Über die Möglichkeit der Erziehungshilfe durch Tiere - besonders von Hunden — ist in Deutschland in der „Tiergestützten Therapie" und in den USA in der „Animal Assisted Therapy" (der so genannten „Pet Facilitated Therapy", Delta Society 1990) viel geforscht und geschrieben worden. Seit einiger Zeit werden Hunde auch in der Kinderpsychotherapie eingesetzt. Ist es nicht faszinierend, dass Hunde Ängste bei Kindern abbauen und Traumata beseitigen können? Das ist doch der Beweis für die Sanftmut und Intelligenz dieser wunderbaren Tiere.

Pädagogischer Wert

Wenn Kinder lernen, was sie dürfen und was nicht, werden ihnen Grenzen offenbar und sie sind später bereit, Verantwortung für Tier und Mensch zu übernehmen. Das kann aber nur von statten gehen, wenn Kinder die Rechte des Hundes respektieren. Eins von
diesen ist, dass der Hund die Möglichkeit erhält, sich nach Kindern in der Schule die seinem Gutdünken zurückziehen zu dürfen und die Kinder ihn in Ruhe lassen. Es ist selbstverständlich, dass der Hund auch seinen „Platz" innerhalb der Familie bekommt, so dass er ein angenommenes, verlässliches Familienmitglied sein kann. Kinder lernen den Umgang mit Hunden am Beispiel der Erwachsenen. Sie sind es zuerst einmal, die ihre Liebe zu Tieren an Kinder weitergeben und sie an Hunde heranführen. Kinder stellen demzufolge immer das Spiegelbild der Erwachsenen dar und geben deren Verhältnis zu Hunden wieder. Wenn Menschen das evolutionäre Bedürfnis besitzen, Tiere als Mitbewohner der Erde kennen zu lernen, dann muss es doch ein Leichtes sein, Kindern die Liebe zu Hunden zu vermitteln!
Verantwortung tragen Kinder befinden sich in der auf Zuwendung angewiesenen Position des Heranwachsenden, deshalb haben sie zu Tieren eine natürliche, bejahende Beziehung. Mit gleichen oder ähnlichen Bedürfnissen leben sie in einer Art Interessensgemeinschaft. Es ist festzustellen, dass Kinder zuerst einmal eine natürliche Neugierde allem Lebendigen gegenüber besitzen.

Ich denke an schöne Unterrichtsstunden zurück, als ich Kindern in der Schule die Grundkenntnisse der Biologie beibrachte. Gerade die jüngeren Schüler waren mit großer Begeisterung dabei, wenn es um die „kleine und große Welt" der Tiere ging. Diese Erlebnisse boten reichlich Gelegenheit, Natur aus „erster Hand" direkt und unmittelbar zu erfahren. Wenn dann noch in kleinen Referaten der eigene Hund vorgestellt wurde, lernten die anderen das Tier nicht nur kennen, sondern wussten die hohen Aufwendungen an Zeit und Kosten einzuschätzen, die notwendig sind, um ein Tier zu versorgen und artgerecht zu halten.
Das Thema „Verantwortung für ein Tier übernehmen" war also noch lange nicht mit den Anschaffungskosten abgehandelt. Es galt, die jüngeren Schüler nicht nur zu belehren, sondern auch über den Weg der Gefühlswelt (Emotionalität) durch Erzählungen anzusprechen, wobei das Tier im Mittelpunkt aller Dinge stand. Diese Zuneigung können diese Kinder später an ihre Kinder weitergeben, damit auch sie alles Lebende achten. Das ist neben allen Kenntnissen auch ein bedeutendes Ziel des Biologie-Unterrichts.

Wenn ein Baby kommt

„Unser Rüde Ricky hatte immer an erster Stelle gestanden. Aber jetzt war unser erstes Kind unterwegs. Hunde weisen Menschen und Mittieren einen bestimmten Rang zu, diese Erkenntnis haben Verhaltensforscher gewonnen, die sich ausgiebig mit Hunden und Wölfen beschäftigten. Eifersucht war also unbedingt zu befürchten. Verwandte bestürmten mich beschwörend: Bringt den Hund doch vorerst zu uns!' oder, Lasst das Tier nicht zu nahe an das Kind heran!' Trotzdem wischte ich alle Befürchtungen vom Tisch und vertraute auf Ricky.
Als ich aus dem Krankenhaus kam, beschnupperte unser Hund natürlich das fremd riechende Bündel auf meinem Arm. Er wurde ganz aufgeregt, wenn das Baby in der Wiege schrie, und versuchte neugierig hineinzuschauen. Immer wieder nahm ich ihn dann auf den Arm und beruhigte ihn. Jetzt brachte ich ihm besonders viel Zuneigung entgegen, und zwischen den Mahlzeiten des Babys nahm ich mir ausgiebig Zeit, ihn zu kraulen und mit ihm zu schmusen.
Die Mühe lohnte sich! Ricky nahm unseren Sohn sehr schnell an. Nie hörte ich von ihm ein böses Knurren. Und wenn er seine Ruhe brauchte, ging er eben dem manchmal quengeligen Säugling aus dem Weg. Unser Sohn hingegen lernte, rücksichtsvoll und geduldig mit Tieren umzugehen und war zum Glück nicht immer der alleinige Mittelpunkt."


Kleinkind-Hund-Team

„Seit einiger Zeit ist nun eine ganz besondere Zuneigung zwischen meinem mittlerweile zweijährigen Sprössling und dem elfjährigen Whippet zu beobachten. Das aber hat auch seine Bewandtnis: Ricky zeigt mit zunehmendem Alter eine wachsende Fresslust. Der Whippet- Rüde, einstmals vielfach ausgezeichnet und Teil-
Nehmer an Windhunderennen, entpuppte sich als richtiger Vielfraß. Und das kleine Menschenkind kam ihm als 'Mittler zum Zweck' genau richtig. Öffnete ich die Tür zur Speisekammer, folgte mir mein Sohn unbemerkt, packte einen Hundekuchen aus der Schachtel und sauste schnell fort. Ricky, der schon vor der Tür wartete, nahm vorsichtig das Mitbringsel entgegen, und dann verschwanden beide mit der Beute im Wohnzimmer. Dicht nebeneinander lagen sie gemeinsam auf dem Teppich, und Ricky ließ sich den Hundekuchen schmecken. Mein Sohn passte auf, dass jedes Krümelchen von seinem vierbeinigen Begleiter gefunden wurde. Ich aber musste darauf Acht geben, dass die Überreste dieser so verlockenden Mahlzeit nicht im Mund meines Jüngsten verschwanden. Später wurde die Speisekammer verschlossen, damit der ehemalige Ausstellungssieger nicht übermäßig gefüttert wurde und gar vollständig seine „Form" verlor.
Ricky hat sich an die neue Situation gewöhnt. Sobald die Kinder abends im Bett sind, weiß er, dass er uns für sich hat. Ob ich nun vor dem Fernseher sitze oder mich mit Lesen beschäftige, immer ist sein Platz zu meinen Füßen; alles ist wieder wie früher."
Den obigen Text habe ich 1982 geschrieben. Er wurde in Grzimeks und Sielmanns Magazin „Das Tier" (Heft 10) veröffentlicht. Hier wird deutlich, dass ein friedliches Zusammenleben zwischen einem Hund und einem Kleinkind durchaus möglich ist, selbst wenn der „über alles" geliebte Hund zuerst in der Familie war.

Hunde als Miterzieher

Auch für mich bleibt mein erster Windhund, der genau seinen Platz und seine Stellung in der Familie kannte und für sich in Anspruch nahm, in guter Erinnerung. Unsere beiden Söhne waren beim Spielen mit dem Hund jederzeit ihre Grenzen bekannt. Sie lernten durch unser Vorbild und durch unsere Erklärungen, verantwortlich mit Tieren umzugehen. Dieses wirkt sich bei Heranwachsenden ein Leben lang aus. Hunde sind demzufolge prägende Miterzieher und übernehmen eine entscheidende Aufgabe bei dem Sozialisationsprozess von Kindern, weil sie (fast) immer Zeit und Lust auf Streicheleinheiten und „Verständnis" für die Probleme der Kinder und Jugendlichen haben.
Es ist schon erstaunlich, zu welchen emotionalen Zugeständnissen ansonsten so „coole Kids" fähig sind, wenn es um den Umgang mit Tieren beziehungsweise Hunden geht. Hunde können gerade bei Einzelkindern die Rolle des „vierbeinigen Bruders" übernehmen. Hunde vermitteln dem Kind nicht nur das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit, sondern geben auch Zuwendung, Freude und Trost. Der emotionalen Erziehung durch Hunde kommt bei Kindern eine hohe Bedeutung zu, weil sie einen Ausgleich zu den vielen Inhalten auf kognitivem Gebiet darstellt.

Wie leicht könnte demzufolge das Leben mit Hunden sein, wenn nicht immer wieder Verordnungen erlassen würden, die allen Haltern, die sich nichts zu Schulden kommen ließen, das Leben schwer machen? Einige Menschen reagieren durch die Schreckensmeldungen in den Medien und nachfolgenden Verordnungen geradezu hysterisch bei jedem vermeintlichen Fehlverhalten eines Hundes. Dann wird von manchem unerfahrenen Menschen jedes Knurren und Bellen eines Hundes als beißwütige Attacke gedeutet. Hunde, die vorwiegend aggressives Verhalten zeigen, sind zum Glück selten, schaden aber dem Ansehen aller Hunde!

Fehleinschätzungen

Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Hunde Kinder als Eindringlinge ansehen, wenn diese später in die Familie kommen. Mit sicherem Instinkt empfindet nämlich ein Hund, ob seine Bezugsperson hinter ihm steht. Wenn das nicht der Fall ist, fühlt der Hund nicht nur seinen Platz in der Familie in Frage gestellt, sondern zugleich auch seine Existenz.
Eins ist sicher: Wenn ein Hund Kinder angreift, müssen vorher die Erwachsenen maßgeblich versagt haben, weil sie dem Hund nicht den nötigen Rückhalt verschafften und es gleichzeitig versäumten, den Kindern den respektvollen Umgang mit Tieren beizubringen.

Den Umgang lernen

Die Kinder müssen lernen, dem Hund und seinen Bedürfnissen die erforderliche Achtung zu gewähren. Gleichzeitig muss der Hund lernen, dass — obwohl nun, nachdem Kinder in die Familie gekommen sind, seine Existenz jedoch in keiner Weise bedroht ist. Dieses ist durch besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung vonseiten der Bezugsperson möglich.
Es mag sein, dass verwöhnte Kinder dazu besonders neigen, grenzenlos in ihren Ansprüchen zu sein. Doch ein Tier ist gerade für diese schwer erziehbar gewordenen Kinder eine wertvolle Erziehungshilfe, weil es auf solche Mängel sofort und angemessen reagiert. Ebenso wird das Kind auf diesem Wege lernen, die Welt nicht nur von seiner Seite aus, sondern zukünftig mit dem notwendigen Mitgefühl (Empathie) und Respekt für Mensch und Tier zu beurteilen. Das ist praktische Umwelterziehung und tatsächlicher Naturschutz zugleich! Die Abgabe eines Tieres, das Aggressionen gegenüber Kindern gezeigt hat, muss immer als Kapitulation angesehen werden. Das „Einschläfern” (Euthanasie) eines solchen Hundes kann aber schon gar nicht die Lösung der Probleme sein! Ich denke, sie werden nicht gelöst, sondern eher noch verstärkt. Mit solch einer vermeintlichen „Lösung" werden den Kindern die Regeln einer Wegwerfgesellschaft beigebracht, weil das Tier nicht nach dem Willen der Menschen funktioniert hat.


Missverständnisse

In den meisten dieser Fälle handelt es sich also um „Missverständnisse" zwischen Mensch und Tier; denn Tiere besitzen nun mal eine andere Sprache als wir Zweibeiner. Wenn ein Hund das Verhalten eines Kindes nicht mehr toleriert, kann er eben nicht anders als zu knurren. Dieses Knurren ist nicht über zu bewerten, doch sollte als Warnung ernst genommen werden. Geht man der Ursache auf den Grund, liegt meistens ein Fehlverhalten des Kindes vor. Wenn der Hund weiterhin in seiner Ruhe gestört wird, kann er nach dem Kind
schnappen, was als Stufe 2 seiner Abwehrreaktion zu sehen ist. Wie sollte ein Hund sein Missgefallen anders ausdrücken? Das Kind muss also lernen, auf die Ansprüche des Tieres einzugehen und sie zu respektieren. Auf die „Sprache" der Tiere muss gelauscht werden. Dazu ist „Zeit haben" erforderlich. Bei der Anschaffung eines Hundes, muss die Frage gestellt werden, ob sie vorhanden ist.

Prägung auf Kinder

Alle Hunde benötigen bereits in ihrer frühesten Kindheit, besonders während ihrer Prägungsphase, unbedingt den Kontakt zu Kindern. Ein Hund wird seine guten Erfahrungen mit Kindern ein Leben lang nicht vergessen, wenn sich nachfolgend nicht wieder schlechte Erfahrungen einstellen und die guten beiseite schieben. Sollte ein Welpe in seiner Wurfkiste bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben, so wird er diese nie mehr vergessen. Ein gutes Verhältnis zu Kindern ist dann fast unmöglich geworden. Demzufolge ist es ganz wichtig, Kinder schon in der Welpenkinderstube anzuleiten, wie sie mit den Hunden umzugehen haben, damit die Welpen auf keinen Fall erschreckt werden. Unter den genannten Bedingungen kann
jeder Hund ein verlässliches Mitglied in einer Familie mit Kindern wird. Für den Halter bedeutet es, sich auf die Eigenart eines jeden Hundes einzustellen.

Spielzeug für Kids?

Ich habe als Mutter meinen Windhunden immer mein vollstes Vertrauen geschenkt. Vielleicht aber gibt es andere Rassen, die sich ein stürmisches Liebkosen von Kindern etwas länger und besser gefallen lassen als gerade ein Windhund. Doch meines Erachtens gibt es überhaupt keine Hunderasse, die die Tyrannei eines Kindes auf Dauer widerstandslos über sich ergehen lässt. Bekanntlich stellen deshalb Hunde auch kein Spielzeug für Kinder dar, bestenfalls sind sie ab und zu mal Spielkamerad. Auch sollten Kinder frühzeitig in der Familie lernen, dass Tiere nicht nach dem Spaßfaktor zu beurteilen sind, denn sie haben spezielle Bedürfnisse. Diese verlangen - wie bereits gesagt — aber viel Zeit und auch Zuneigung. Ein Hund kann nicht wie ein Spielzeug nach Gebrauch und Laune wieder in die Ecke gestellt werden. Deshalb sind Pflege und Fütterung immer vom erwachsenen Hundehalter zu übernehmen.

Die Mühe lohnt sich

Dieses Plädoyer zum Thema Rückblickend kann ich als Mutter und Hundehalterin sagen, dass sich jede Mühe lohnte, ein harmonisches Zusammenleben zwischen Hunden und Kindern zu ermöglichen, weil Hunde im hohen Maße helfen, dass aus unseren Kindern nette, verständnisvolle Menschen werden.
„Kind und Hund" liegt mir sehr am Herzen. Deshalb möchte ich allen Eltern gutes Gelingen bei ihrem Vorhaben wünschen und sie ermuntern, den Mut aufzubringen, Kinder und Hunde in einer Gemeinschaft aufwachsen zu lassen. Ich denke, jede Chance sollte im Sinne der Kinder genutzt werden; denn durch diese Erfahrungen reifen sie zu einer starken Persönlichkeit mit einer intakten „Gefühlswelt" heran, die Verführungen und Verlockungen Stand hält.

Bericht aus: DER HUND 12/2007


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